München – Im Zweifel für den Angeklagten. In dubio pro reo. An diesen juristischen Leitspruch hat sich Amtsrichter Lorenz Leitmeier im Fall einer Auseinandersetzung nach der Wiesn 2013 gehalten. Und sechs Angeklagte von der Münchner U-Bahnwache freigesprochen.
Stephan R., Peter S., Andreas W., Daniel M., Julia H. und Rene K. standen wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht, laut Staatsanwaltschaft wegen Übergriffe auf eine Familie aus dem Münchner Umland in der Station am Hauptbahnhof. Doch in der Verhandlung stellte sich die Lage etwas anders dar.
Die Familie hatte den Geburtstag von Vater Gustav M. (51) auf der Wiesn gefeiert. Feuchtfröhlich. Auf dem Heimweg dann soll es laut Familie zu den grundlosen Übergriffen von der U-Bahnwache gekommen sein.
„Mein Sohn wurde gewürgt, auf meinen Mann warfen sich mehrere Personen”, sagt Renate M. (55). Auch sie sei gewürgt, zu Boden gedrückt worden. Sie habe sich eine Rippe gebrochen, als Mitarbeiter der U-Bahnwache sich auf sie „schmissen“. „Dabei haben wir gar nichts gemacht!“
Ganz grundlos war das Eingreifen des Sicherheitspersonals wohl nicht. Offenbar flogen zwischen Vater und Sohn die Fäuste.
„Schlägerei in der U-Bahn“, hatte ein MVG-Mitarbeiter gemeldet. Vater und Sohn sollen sich gegenseitig Schläge verpasst haben.
► Warum, ist unklar. Das rief das Sicherheitspersonal auf den Plan. „Wenn auch nicht ganz zimperlich“”, wie Richter Lorenz Leitmeier bemerkte.
Zimperlich aber waren auch die vermeintlichen Opfer nicht. Der Sohn der Familie soll die U-Bahnwache massiv bedroht haben. „Ich bring euch um!“
Er musste von der Bundespolizei gefesselt werden. Eine Prügelei zwischen Vater und Sohn bestreitet die Familie. Es habe in der Bahn eine Rempelei zwischen dem Sohn und einem Unbekannten gegeben.
Bei ihren Aussagen verstrickten sich die Familienmitglieder jedoch in Widersprüche. Der MVG-Mitarbeiter hingegen bestätigte vor Gericht als Zeuge nochmals die Faustschläge zwischen Vater und Sohn, entlastete die Wachtler.
► Urteil: Freispruch!
Anwalt Tom Heindl, Verteidiger einer der angeklagten Sicherheitsmitarbeiter: „Die U-Bahnwache soll für Sicherheit sorgen. Gerade bei Tätlichkeiten zur Wiesn-Zeit. Sie hat eingegriffen, weil es eine Schlägerei gab. Alles andere als ein Freispruch hätte eine ganz falsche Signalwirkung gehabt.”
Quelle Bild.de